Photo: Ludwig Rauch
Wenn man Sebastian nach Fußball fragt, erzählt er als erstes von seinem verpassten Probetraining bei Carl Zeiss Jena, als zweites von Olaf Marschalls Trainingsanzug und als drittes von der historischen Bayern-Niederlage gegen Manchester United 1999. Alle drei Geschichten haben eins gemeinsam. Sie beschreiben den Fußball von seiner tragischen Seite. Beim Fußball geht es nicht nur um Titel, Fußball muss man aushalten können. „Aber“, so Sebastian „den BFC als Meister und Helmut Kohl als Kanzler — das konnte doch keiner mehr sehen.“
Wer Fußball an seinen Misserfolgen misst, findet in Berlin zwangsläufig zu Union. „Ich hatte Fußball bis dahin immer anders gesehen, ich fand Vereine gut, die eine Idee vom Spiel hatten, und das konnte auch mal Otto Rehagels kontrollierte Offensive sein.“ Über das Spiel Union gegen Hertha 1993 im Olympiastadion meint er rückblickend „Man erzählte immer, dass es da mal Glanz gab — aber davon war nichts zu sehen. Union war für uns Jugendliche damals nicht cool.“ Aber Geschichten, sagt er, sind wichtig. Wichtiger als Erfolge sogar.
Am Fußball gefällt ihm außerdem die Klarheit. Es gibt schwarz und weiß, wir und die, aber keine Neutralität. Eiserner Botschafter ist er, weil die außerhalb des Spiels vor allen Dingen Fußballfans sind. Genau wie er selbst.
Sebastian Fiebrig ist Fußballfan, Geschichtenschreiber und Sachse. Man hört’s aber kaum noch.