Vor jedem Heimspiel des 1. FC Union öffnet die `Eiserne Botschaft` und wir möchten Euch in der Rubrik `Stück der Woche` nicht jede Woche (klingt halt irgendwie gut) aber regelmäßig ein Exponat unserer Sammlung vorstellen. Nicht nur – auch wegen des `Stücks…` lohnt es sich vorbeizukommen und reinzuschauen.
Schwenzfeiers Fußballlehrbücher mit persönlichen Randglossen, Devotionalien, gestiftet von Mario Jänicke
Die Weisheit, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, bekommt durch Werner Schwenzfeiers größten sportlichen Triumphs ihre eigene Bedeutung für den 1. FC Union Berlin. Es geschah im Jahr 1968. Mit dem Trainerfuchs Schwenzfeier gewann der damalige krasse Außenseiter gegen die vermeintliche Übermannschaft des FC Carl-Zeiss Jena den FDGB-Pokal und damit seinen einzigen Titel von nationaler Bedeutung. Mit diesem Sieg hat sich Schwenzfeier seinen Platz in den historischen Annalen des 1.FC Union gesichert.
Erfreut und dankbar sind wir nun darüber, dass uns Mario Jänicke zwei Fußballlehrbücher aus dem Nachlass von Werner Schwenzfeier mit originalen Randglossen und Lesezeichen überließ. Jänicke bekam die Bücher von Schwenzfeiers Frau nach dessem Tod übereicht. Interessant sind natürlich besonders die zusätzlichen Notizen des Trainers. In Janos Palfais `Modernes Fußballtraining` kommentiert Schwenzfeier ein Zitat von Real Madrids Fußballegende Alfredo die Stefano auf Seite 89. Mit „(…)Die Stürmer müssen das Verteidigen lernen, die Verteidiger und Läufer auch den Angriff.“ beschreibt dort di Stefano wie er sich den Fußballer der Zukunft vorstellt. Werner Schwenzfeier notiert dazu fein säuberlich am Rand: „Was das für Körner kosten wird, kann sich jeder denken.“
Als Lesezeichen in den Lehrbüchern benutzte der ehmalige Union-Trainer übrigens Eintrittskarten des Spiels gegen Dynamo Moskau, das nie stattfand. Diese Spielansetzung hat trotzdem ihre eigene Geschichte. Denn eigentlich war der 1. FC Union nach dem Pokalsieg für den Europapokal qualifiziert. Doch die politischen Ereignisse, die im „Prager Frühling“ gipfelten, verhinderten den Auftritt. Nachdem man in der ersten Runde gegen den Jugoslawischen Vertreter von FK Bor ausgelost war, nahm die UEFA aus politischen Gründen eine Neuauslosung vor, die den Unioner nun Dynamo Moskau bescherrte. Die Eintrittskarten wurden schon gedruckt. Aus Protest gegen diese Neuauslosung zogen die Fußballverbände der sozialistischen Länder ihre Mannschaften jedoch zurück. Jahre nach diesem Ereignis sagte Schwenzfeier der Berliner Zeitung: „Die 15.000 Eintrittskarten reichten dann drei Jahre bei Union als Schmierzettel.“