Ob Paderborn oder Mailand – Hauptsache 2. Liga

Pünktlich vor dem sportlichen Derby der Berliner Zweitligisten lud der `Berliner Kurier` zum Kommunikations-Derby hoch über der Stadt im Restaurant des Fernsehturms am Alex. Auf neutralem Gebiet (die Herthaner mussten zwar in den Osten, aber der Alex war nie ein Lieblingsplatz der Unioner) diskutierten je  vier Union- und Hertha-Fans über die Situation beider Vereine und die Beziehung zu einander. Mit von der Partie war unser Botschaftskollege Matti Michalke. Kurze Auszüge  des zweieinhalbstündigen Gesprächs veröffentlichte der Kurier in zwei seiner Ausgaben vor dem Derby.

Die Diskussionen förderte die Unterschiede noch mal detailiert zu Tage. Auf der einen Seite der kleine Kiez-Klub im im Blickfeld zwischen zweiter und dritter Liga – auf der anderen Seite der Hauptstadt-Klub mit Ambitionen nach Europa. Die einen gehen nicht zum Fußball, sondern zu ihrem Verein, weils dort menschelt. Die anderen sprechen vom großen sportlichen Erfolg – von Meisterschaft und Europapokal.Die Fans des einen Klubs bauen ihr Stadion selbst, die anderen lassen sich die Zuschauerzahl von einem Sponsor präsentieren. Die eine Seite redet vom SC Paderborn – die andere vom AC Mailand.

Nicht nur im sportlichen Bereich – auch im Fanlager scheint der Charlottenburger Verein ein Fremdkörper in der zweiten Deutschen Fußballliga zu sein, die es so schnell wie möglich zu überwinden gilt. Und dann geht es wieder um die großen Dinge im Fußball-Leben. Entweder wird die Gefahr überspielt oder nicht erkannt, dass auch Hertha bei aktuellen Schuldenberg sich zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickeln könnte.

Trotz der enormen Unterschiede wurde aber auch klar, dass das Berliner Derby nicht zu diesen Hass-Duellen gehört, wie in den jeweiligen Fanlagern die Spiele zwischen dem HSV und St. Pauli, Lok und Chemie Leipzig oder Erfurt und Jena gelten. Und das ist gut so!

Mit Bewunderung stellte Matti Michalke noch fest, dass die Herthaner viel konsumbewusster sind als die Unioner – zumindestens in dieser Runde. Denn kamen die Unioner mit individuellen Fanuntensilien zu diesem Treffen, waren die Herthaner im aktuellen Saison-Trikot am Start.